Schreiben – eine Tragik-Komödie in unendlich vielen Akten – 5

Gespeichert von matthias am Mo., 30.03.2020 - 11:05

B.L.O.C.K.A.D.E.

Das schlimme Wort, eigentlich. Denn die Blockade kann ja auch heilsam sein. In einem älteren Beitrag hatte ich ja schon geschrieben es gibt sie eigentlich gar nicht, und doch schreibe ich nun einen Artikel darüber? Schon ein wenig seltsam, aber hier schreiben schließlich drei Leute (wenn auch nur unter dem einen Namen) also nicht verwundern.

Was nun ist eine Blockade eigentlich? Nun immer wieder lese ich in Artikeln auf Blogs, in Foren oder auch auf seriöseren Webseiten für Autoren, dass es sie gibt. Dann stelle ich mir vor was das eigentlich ist. In den Foren, in denen ich unterwegs bin, lese ich dann, wie Autoren und Autorinnen vor dem leeren weißen Blatt Papier sitzen und nicht weiter wissen. Dieses Blatt ist heute natürlich meistens eher virtuell, also auf einem Bildschirm, die Situation ist aber klar. Es füllt sich nicht, es bleibt einfach weiß. Manche Autorinnen und Autoren haben diese Blockade dann wirklich nicht nur einen Tag, manchmal geht es Wochen, gar Monate. Kein Wort verlässt ihre zehn Finger und wandert über die Tastatur auf das virtuelle Blatt. Und ich bin so frech und schreibe in meinem, weiter oben schon erwähnten Beitrag, dass es das eigentlich nicht gibt. Frechheit.

Ich will mich hier nun nicht entschuldigen, denn ich bleibe bei meiner These, es gibt sie nicht, aber ich meine nun tatsächlich zu verstehen wo das Problem liegt. Und vielleicht habe ich die Lösung.

Zum einen, es könnte wirklich mehr als eine Ursache haben. Der Schreibende hat sich in seiner Geschichte verrannt, hat sich durch eine Idee verleiten lassen und steht nun in einer Sackgasse. Aus der er nicht wieder hinauskommt. Wie geriet er da eigentlich hinein? Es wäre denkbar, dass der Autor sich keinen Plot bereit gelegt hat, einfach los schreibt und nicht weiß wohin die Reise geht. Für manche Autoren mag das funktionieren, für andere, vermutlich den größeren Teil, nicht. Wenn es wirklich diese Ursache hat, dann ist es sehr einfach das Problem zu lösen. Zuerst wird der Text zur Seite gelegt und dann der bisherige Plot der Geschichte skizziert. Danach  wird der Plot einfach weiterentwickelt. Kurzum in wenigen Stunden, oder auch Tagen, hat der Autor die Geschichte viel deutlicher vor Augen und kann drauf los arbeiten. Beim nächsten Mal wird der Plot gleich zu Beginn erstellt und die Sache geht sofort von der Hand. Fertig.

Auch denkbar ist es, dass der Schreibende mit den Figuren, oder einer der Figuren, im Moment nicht zurecht kommt. Das ist nicht so ungewöhnlich. Entweder die Figur klemmt tatsächlich ein wenig, was verschiedene Ursachen haben kann, oder sie hat eine unter Umständen schon zuvor festgelegte Eigenschaft, die nun nicht mehr passt. Wenn die Figur unbequem ist, wenn sie klemmt, dann kann das ein echtes Problem sein. Sie ist eckig, vielleicht zu eckig, um in den Fluss der Geschichte zu passen. Wenn mir das passiert, dann schaue ich mir die Figur zuerst einmal an. Was stört mich an ihr, kann ich es einfach ändern oder eben nicht. Wurde die Figur zu lebendig, zu eigenständig und blockiert sie nun meinen Schreibfluss? Dann kann ich sie zurückdrängen, erst mal nach hinten schieben und mir überlegen wie wichtig die Szene, bzw. die Figur innerhalb dieser Szene ist. Wenn ich die Szene erst einmal auslassen kann beim Schreiben, dann mache ich das. Ist das nicht möglich schaue ich mir an wie wichtig die Figur in der Szene ist, vielleicht kann ich sie weg lassen. Im schlimmsten Fall, Szene essentiell, Figur im Mittelpunkt, würde ich den Text zur Seite legen und an einem anderen weiter schreiben oder aber ich würde die Figur die Szene bestimmen lassen. Das kann funktionieren, nicht immer, aber immer wieder. Solche Szenen können dann durchaus viel Potential haben. In einem anderen Fall wird die Szene hinterher zusammengestrichen, neu geschrieben oder was auch immer. Entscheidend ist doch vor allem eines, das ich weiter schreibe. Der andere Aspekt könnte sein, dass der zuvor festgelegte Hintergrund der Figur nicht mehr passt. Nun zwei Dinge sind dabei denkbar, der Hintergrund ist in der Geschichte noch nicht von Bedeutung gewesen, dann schreibe ich die Figur um und danach weiter. Sollte aber der Hintergrund bekannt sein, muss ich mir überlegen ob ich ihn ändern kann und welchen Einfluss das auf die vorherigen Passagen hat. Oder aber ich schaffe es den Hintergrund der Figur mit der Szene zu verbandeln, wenn es sich also logisch und für den Leser schlüssig erklären lässt, dann würde ich diesen Weg wählen. Soweit die anderen nicht besser sind.

Und was wenn es das alles nicht ist?

Ich habe immer mehr als einen Text an dem ich schreibe, zwei sind dabei das Minimum, meistens eher drei. Hinzu kommen Artikel für diese oder andere Seiten. Derzeit sind gut und gerne zehn Beiträge für diese Webseite in der Warteschleife. Nicht etwa weil ich blockiert bin bei den Beiträgen, sondern weil ich sie schreibe, wenn ich dazu Zeit habe. Dieser Beitrag ist auch ein paar Tage alt. Und das bringt mich zum entscheidenden Punkt, wenn ich bei einem Text wirklich nicht weiter weiß, dann nehme ich mir einen anderen und setze meine Arbeit an diesem fort.

Jetzt kommt sicherlich die Frage wie das funktionieren soll. Nun recht einfach, ich habe einen Text an dem ich intensiv schreibe, der also Vorrang hat, die anderen Texte nehme ich nur dann zur Hand, wenn ich an dem Text mit Vorrang an einer Stelle bin, an der ich hänge. Weswegen es für mich keine Blockade sondern lediglich ein Hänger ist. Und das macht es viel angenehmer. Vor allem in Hinsicht auf die Eigenmotivation. Blockade. Wenn etwas blockiert oder blockiert ist, dann ist das schon allein vom Wort her schwerwiegender als ein kleines nettes hängen bleiben. Und das denke ich ist häufig der schwerwiegendere Punkt bei der Blockade, nicht etwa, dass der Schreibende wirklich gerade nicht weiß wie es weitergeht, sondern das er oder sie sich damit unbewusst runterzieht.

Ich hoffe geholfen zu haben. Ansonsten immer her mit den eigenen Argumenten.

Zum Abschluss, obwohl ich eigentlich schon durch bin, ja auch bei mir gibt es manchmal diese Tage, die schnell zu Wochen werden, in denen ich es nicht schaffe zu Schreiben. So sehr ich es mir auch wünsche. Und ja, nicht immer ist es das schlichte Zeitproblem. Es ist dann halt ein langer Hänger.