Kritik ertragen

Gespeichert von matthias am So., 29.03.2020 - 15:35

Kritik ertragen – bedeutet Selbstkritisch zu sein

Wer ein Buch auf den Markt wirft muss damit rechnen gelesen zu werden. Faktisch ist es erst einmal so. Schlicht und einfach. Das ist ja auch was ich will, denn ansonsten wäre es ein einfaches, es zu Schreiben und dann eben NICHT zu veröffentlichen. Natürlich bin ich Stolz auf meine Werke, immer. Und das ist auch klar und logisch, ich habe nicht nur meine Freizeit in ein Buch investiert, ich habe auch viel Kraft und Energie gegeben. Dann kommt da einer daher und schreibt es wäre schlecht. Gibt mir bei Amazon einen Stern und fertig. Nicht selten mit einem lapidaren Satz wie „gefällt mir nicht“ oder sowas in der Art wie „hat meine Erwartungen nicht erfüllt“ oder gar sowas wie „Da habe ich schon besseres gelesen“. Wobei besonders schön finde ich sowas wie „da sind mir viel zu viele, Rechtschreibfeler im Text und Komas kann der Author auch niocht sezten“ (wer lacht darf sich freuen).
Also ich denke diese Kritiken, kann man einfach abtun unter dem Stichpunkt „blöd“ und abhaken, auch wenn es weh tut. Doch diese Kritiken haben ein Problem, den einen Stern, wer liest am Ende die Kritiken außer dem Autor? Richtig keiner. Die meisten schauen nur auf die Anzahl der Sterne und kaufen, oder eben nicht. Da tut jede Ein-Stern-Rezension weh, das wir Autoren das nicht ändern können und Amazon das auch nicht ändern will, ist irgendwie klar. Was einen Autor aber sicherlich viel härter treffen wird sind echte Rezensionen, die mehr als 30 oder 50 Worte haben, die fundiert sind und irgendwie auch stimmen. Meistens bekommt man dann auch nicht einen Stern, sondern zwei, drei oder gar vier und ab und an auch fünf.
Ich habe selbst jahrelang Rezensionen geschrieben und war nie zimperlich. Daher kenne ich auch die andere Seite. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum ich mit meinen Kritiken auch eher sorglos umgehe. Ich unterscheide sehr zwischen den Kritiken von Lesern (die keine professionellen Kritiker sind) und wirklich echten Rezensenten, die das (semi-)professionell machen. Bei mir hat eine Kritik auch mehr Inhalt. Ein Buch in drei Sätzen zu beschreiben ist für mich nicht genug, selbst wenn das Buch nur 50 Seiten Inhalt hat, nicht. Denn auch dann kann ich mich darüber länger auslassen, wenn ich wollte und es kann. Nichts für ungut, ich freue mich über jede Kritik, egal ob gut oder schlecht und ebenso egal ob lang oder kurz. Ich lese sie auch alle, immer. Nicht sofort, dafür habe ich wirklich keine Zeit, ich schaue mir ja auch nicht täglich meine Verkaufszahlen an. Aber ich nehme sie mir immer zu Herzen. Schreiben sie also auch kurze Kritiken. Wenn sie nun aber wirklich kein Profi sind, dann sollten sie sich zumindest eine Regel setzen: Wenn sie Kritik üben (siehe obige Beispiele), dann sagen sie auch warum. Ein schlichtes gefällt mir nicht, mag ihnen zwar genügen, für mich als Autor stellt sich die Frage Was gefällt nicht? Ich meine sie bezwecken doch, dass ich als Autor ihre Kritik annehme, dann muss ich sie auch verstehen können.
Entschuldigung für das kurze Abweichen, ich wollte ja über die Autoren sprechen. Warum kann man solche kurzen Kritiken, die eigentlich genau das nicht sind, ignorieren? Weil sie eben das sind, keine Kritiken. Es sind vielleicht Stimmungsbilder, Wortfetzen, aber inhaltsfrei. Ein gefällt mir nicht hält mich nicht davon ab ein Buch, eine CD oder einen Film zu kaufen. Auch wenn es dann nur einen Stern gab und dies die einzige Rezension wäre. Wenn es andere Käufer davon abhält kann ich nur sagen selbst Schuld.
Eine ausführliche Rezension lese ich dann aber schon und wenn die vier Sterne hat, dann empfinde ich das als eine gute Aussage, auch drei Sterne finde ich gut. Bei zweien würde ich genauer lesen, herausfinden was das Problem war und ob genau das mich stören würde. Bei einem Stern, wenn die Rezi lang ist werde ich sogar neugierig, was war so katastrophal und kann das sein.
Ist das ein Buch, das mich thematisch interessiert, würde ich vermutlich sogar den Blick ins Buch wagen und vielleicht schnell die gleiche Meinung haben oder eben nicht.
Im Übrigen und das ist meine feste Überzeugung, nehmen sie es als Autor leichter. Ja nicht jedem kann ihr Buch gefallen, ich schreibe auch nicht für jeden. Meine Bücher haben ein Zielpublikum und dieses nehme ich Ernst. Wenn der Zombie-Fan mir schreibt, dass dieses Buch nur Klischees bedient, dann frage ich mich wollte ich das so? Ja, dann schreibe ich genauso weiter oder ich antworte Nein, dann mache ich mir Gedanken wie ich neues Entstehen lassen kann. Wenn ich einen Thriller schreibe und sehe, dass ein Thriller Fan sagt es wäre zu wenig Spannung an dieser oder jener Stelle, die Auflösung wäre zu klar, dann mache ich mir Gedanken. Wenn ein Liebes-Roman-Fan versehentlich meinen Thriller gekauft hat (danke dafür) dann schreibt die Love Story sei überhaupt nur brutal. DANN FREUE ICH MICH über diesen einen Stern
.
Eines aber ist mir wichtig: Wenn sie ein Buch schreiben, dann ist das niemals PERFEKT, sie werden niemals ALLE Geschmäcker treffen. Selbst die Zombie-Fans haben sehr unterschiedliche Erwartungen und entsprechend wird es einer gut und der andere schlecht finden. DAS ist der Grund, warum es immer wieder auch mal schlechte Kritiken geben wird und den einen Stern, ganz abgesehen von Neidern, das ist aber ein anderes Thema. Dies alles ist noch lange nicht, selbstkritisch mit sich selbst sein. Aber ein erster Baustein in die Richtung. Ich kann jedem Autor nur eines wärmstens ans Herz legen, schreibt selbst mehr Kritiken und ihr werdet schnell feststellen das ist kein einfaches Brot. Das ist harte Arbeit und erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl und ihr werdet auch feststellen, wenn ihr anfangs noch euphorisch fünf Stern gegeben habt oder völlig destruktiv nur einen, werdet ihr bald nur noch im Mittelfeld bewerten. Ein absolutes Trifft-Meinen-Geschmack-zu-100-Prozent-Buch gibt es bei mir (selbst bei meinen Lieblingsautoren) nur selten, ebenso eben ein Pfui-wie-schlecht-Buch. Die Mittelnoten sind wichtig. Die Welt ist nicht Schwarz-Weiß, dazwischen ist Farbe!