Einer meiner Antagonisten denkt nach.
Warum hatte er all diese Scheiße getan? Warum mussten diese Menschen sterben? War es wirklich ein innerer Drang? War es am Ende vielleicht einfach nur Lust?
Genau diese Fragen sind es nicht! Warum eigentlich? Ich habe mir das sehr genau überlegt, haben Täter in einem Thriller ein Gewissen? Natürlich haben sie es, die Frage sollte also wohl eher lauten, haben sie ein schlechtes Gewissen in Bezug auf ihre Tat, ihre Taten? Meine Vermutung ist nicht unbedingt einheitlich, zum einen mag es die Täter geben, die wirklich hinterher eine Art Schuldgefühl haben, aber ich denke es ist die Ausnahme. Achtung: Ich beziehe mich dabei auf die Täter in einem Thriller oder Krimi, deren Motive allzu häufig derart verquer und eben nicht normal sind. So auch diese Menschen meist eher nicht. Dies bezieht sich ganz eindeutig nicht auf Straftäter aus dem wahren, echten Leben. Ich will nur darauf hinweisen
Aber zurück zu den Gesprächen im Kopf. Und dieser Kopf sitzt auf dem Hals des Verbrechers, ob er nur eine Tat begangen hat oder unzählige, sei dabei einmal völlig egal. Die Gespräche sind es, die mich gerade interessieren. Als ich den Reptilienmann geschrieben habe, ging mir der Täter immer wieder durch den Kopf, ich musste mich in ihn hineinversetzen, denken was er denkt. Dabei stieß ich durchaus an Grenzen, die ich aber bereit war zu durchbrechen, denn nur so konnte ich dem Reptilienmann das Gesicht geben, dass die Geschichte verlangte. Und seine Gedanken sind es, die mich beim Lesen der Geschichte am Ende durchaus am meisten fasziniert haben. Diese Gedanken, seine Gedanken, denn meine sind es nicht, waren spannend, aufschlussreich und nicht selten absonderlich und pervers. Ich mochte diesen Antagonisten, auch wenn er so ein krankes Arschloch ist.
Im neuen Thriller von Ole Morsen wird es wieder genau diese Gedanken geben, die mich immer wieder weit jenseits der Grenzen meiner eigenen moralischen Vorstellungen bringen. Zudem die Verbrechen nicht weniger erklärbar sind, an sich sind sie es auch beim Reptilienmann nicht. Doch im Thriller Der Quetscher werden sie deutlich härter, wie ich meine. Ohne zu viel verraten zu wollen, sie haben die Andeutung, wenn sie den Reptilienmann gelesen haben, vielleicht noch im Kopf, wird es harte Kost und nicht zuletzt auch subtiler. Denn Der Quetscher ist nur einer der Antagonisten. Und das macht diesen Thriller um einiges schneller und härter, denn da ist ein zweiter Antagonist, der durchaus intelligenter (als Der Quetscher) und auf seine Art und Weise noch viel schlimmer ist. Dieser zweite Antagonist beschäftigt mich momentan am meisten. Ich entwickle ihn gerade weiter, da ich feststellen musste als ich an dem Text geschrieben habe, dass mir ein paar Informationen fehlen. Ist er verheiratet? Wenn ja mit wem? Wenn nein warum? Wer von seiner Familie kennt ihn wirklich? Weiß irgendjemand wer er ist? Und so weiter. Viele Dinge, die ich mir eigentlich für den dritten und vierten Stockholm-Thriller aufbewahren wollte, müssen nun doch geklärt werden. Warum? Werden sie sich fragen. Nun weil er deutlich zentraler ist als ich erwartet hatte. Er hat sich im Laufe der Geschichte nach vorne gedrängelt und Der Quetscher trat einen Schritt zurück, aber nur ganz kurz, da bin ich mir sicher. Er wird sich doch in seinem Thriller nicht die Show stehlen lassen.