Plotten für die Serie.
Versprochen ist versprochen. Also wo fange ich an. Eigentlich sollte ich mit der Toolauswahl anfangen. Also dem Programm mit dem ich gearbeitet habe. Doch das würde den eigentlichen Artikel sprengen. Ich schreibe hier nur, ich arbeite mit Papyrus Autor, es ist das Schreibprogramm für Autoren, es gibt aus meiner Sicht nichts Vergleichbares. Auch das Plotten geht damit, perfekt 🙂
Aber davon einmal weg, natürlich kann ich den Plot, bzw. die Plots, einer Serie auch mit Bleistift und Papier machen. Auch das Plotten in einem einfachen Textdokument geht. Mit einer Software die das perfekt beherrscht ist es nur leichter und am Ende effizienter. Für eine Serie hat ein gutes Tool aber noch einen Vorteil: Übersicht. Und genau die will ich mit einem Plot ja erreichen, deswegen mache ich das doch am Ende (neben anderen Kleinigkeiten).
Was brauche ich nun?
Den Hauptplot.
Die Serie muss eine große Geschichte erzählen. Wie schon im vorherigen Beitrag kurz angesprochen, halte ich die Hauptgeschichte für wichtig, aber sie sollte, in einer Serie (!!!), nicht beherrschend sein. Ich muss mir also überlegen, welche Geschichte ich erzählen will, und dies dann in kurzen Stichpunkten notieren. Ich nehme wieder die Hirnfresser als Beispiel.
- Seuche führt zur Zombieapokalypse
- Wissenschaftler verbreitet die Seuche
- Politiker aller Welt werden infiziert
- Welt versinkt im Chaos
- Forschung an Gegenmittel
- …
Weiter will ich nicht erzählen, es sollte aber deutlich werden was ich meine. Mein Hauptcharakter spielt die zentrale Rolle. Viele Dinge passieren um ihn herum. Immer wieder rückt er mit seinen Aktionen in den Mittelpunkt der Seriengeschichten. Doch auch all das was er auslöst passiert, bspw. der Punkt Welt versinkt im Chaos. Nichts destotrotz, und das ist für mich der ideale Weg, ist das kurz und knackig. Die Kürze gibt mir die Freiheit sehr wohl sehr unterschiedlich an diese Punkte heranzugehen. Sie sind nur Wegweiser, keine fertigen Textstücke. All diese Punkte habe ich zuerst einmal, einem Brainstoming nicht unähnlich, einfach nur aufgeschrieben. Ohne festzulegen was wann passiert. Diesen zweiten Schritt machte ich danach. All diese Punkte also in einen Zeitstrahl zu integrieren war nicht einfach. Zudem ich manche Punkte auch in mehrere Unterpunkte unterteilen musste. Daraus ist aber ein wirklicher Zeitstrahl entstanden, der mir im Nachgang geholfen hat und nach wie vor hilft. Das ist der Weg den ich gewählt habe. Das mag nicht allen helfen. Manche brauchen mehr Information, manche arbeiten mit noch weniger. Ich fand den Weg gut und für mich eben passend. Wer den vorherigen Artikel aus der Reihe gelesen hat, wird sich vielleicht mit den anderen, dort verlinkten, Artikeln beschäftigt haben. Das ist aus meiner Sicht ein Minimum dessen was man als Plotten bezeichnen kann. Auf der einen Seite ist es aber das Minimum, das mir das Maximum an Freiheit gibt und ich im Nachgang keine Arbeit wegwerfen muss. Warum ist mir dieses Freiheitsmaximum so wichtig? Eine Serie entsteht, im Gegensatz zu einem Roman, über mehrere Monate, idealerweise Jahre, sie wird also fortgesetzt. Und ich kann und will keinen 5-Jahres-Plan erstellen, denn in dieser Zeit kann soviel geschehen. Das Minimum aber garantiert mir, dass ich mich daran halten kann, ohne wirklich etwas wegwerfen zu müssen. Daher ist es eben, zumindest für mich, eine andere Heransgehensweise, als ich dies bei einem abgeschlossenen Roman tun würde. Immer davon ausgehend, ich will eine Serie schreiben.
Einen Nebenplot.
Ein Nebenplot wäre schon nett, es wird aber nicht reichen (siehe weiter unten im Artikel). Aber mit einem muss ich am Ende beginnen. Nebenplots müssen sich nicht über die gesamte Länge des Hauptplots erstrecken. Das ist ein Vorteil. Sie können direkt mit dem Hauptplot verknüpft sein, was sich häufig anbietet. Es muss aber nicht sein.
Nehmen wir als Hauptplot eines Thrillers einen Banküberfall. Der Höhepunkt ist dann die Tat als solches. Zuvor erzählt dieser Thriller die Geschichte derjenigen die diesen Überfall begehen. Verschiedene Figuren treten also auf, die Polizei spielt erst einmal keine Rolle. Irgendwann kommt eine Figur hinzu, nehmen wir einmal an es ist der Fahrer (was ein Klassiker). Soweit sogut. Der verliebt sich (Nebenplot) während der Planungsphase des Überfalls in eine gutaussehende Frau, die zufälligerweise Polizistin ist (zweiter Nebenplot, Auftritt Polizei die Verbindung zum Hauptplot). Sowas kann Spaß machen und die Geschichte drumherum ist damit schnell erzählt. Mir fallen da sofort einige Szenen ein, die ich dazu aufschreiben könnte. Das ist der Vorteil beim Schreiben eines Plots. Die Überraschung kenne ich damit, auf der anderen Seite, dem Leser kann ich sie ja zuerst einmal vorenthalten. Und schon habe ich aus den beiden Nebenplots eine interessante Geschichte erzählt, die den Hauptplot begleitet und nebenbei für Spannung sorgt. Klischee? Ja. Dem könnte man nun noch eines draufsetzen. Was wenn der Anführer, der Kopf der Bande, davon erfährt und dieses Wissen nun ausnutzen will. Wie auch immer er es tut, daraus könnte sich ein weiterer Nebenplot ergeben. Ihr kennt nun den Weg.
Bei den Hirnfressern bin ich ein wenig anders vorgegangen. Ich habe mir verschiedene Szenarien überlegt, diese Serie zu schreiben. Am Ende kam für mich heraus: The Walking Dead will ich nicht imitieren. Das wäre mir zu plump gewesen und hätte vermutlich auch die Leser abgeschreckt. Wohlwissend, dass ein Leser einer Zombieserie vermutlich auch The Walking Dead anschaut. Weiterhin schied es für mich aus, da ich weder Lust dazu hatte meine Serie in den USA stattfinden zu lassen, noch hatte ich Lust dazu mich damit zu vergleichen. Das Ganze (in der Theorie) auf der ganzen Welt spielen zu lassen fand ich besser, und es ist damit unendlich erweiterbar. Auf der anderen Seite war für mich Deutschland in den Kerngeschichten, und das umliegende Europa, viel interessanter. Schon allein, weil damit die Beschaffung von Waffen anders ist, aber nicht nur deswegen. Nun mein Vorgehen war es die Geschichten mehrerer Gruppen Überlebender zu erzählen. Vorteil dieses Weges war, dass ich zum Einen verschiedene Regionen betrachten konnte, zum Anderen aber auch ganze Gruppen auslöschen könnte, wenn ich es wollte. Hinzu kommt natürlich auch, im Gegensatz zu The Walking Dead, war es mir möglich eine Menge an Figuren auftauchen zu lassen und nebenbei auch noch viele mögliche Überlebensstrategien zu erzählen. Aber der Weg hat auch einen Nachteil, den ich mit ungefähr Band 6 oder 7 festgestellt habe. Viele Gruppen bedeutet viel Aufmerksamkeit beim Leser, und letzten Endes bei mir, zu fordern. Es ist also in einem solchen Fall sehr wohl zu Überlegen wie man es anstellt. Jede Gruppe ist bei mir auf dem Papier ein Nebenplot. Diese Plots haben dann eine ganze Menge Neben-Nebenplots. Anders formuliert könnte man es auch so formulieren. Der oben erwähne Hauptplot ist das Metaereignis, darunter gibt es viele Haupplots (die Gruppen) und diese haben Nebenplots. Das ist aber nun nur ein Bezeichnungsdurcheinander. Ich bleibe also bei Neben-Nebenplot. Viele Gruppen haben sich zuerst einmal gefunden. Meine Nebenplots hatten also zuerst einmal viele einzelne Personen (ein Nebenplot bis sie auf ihre Gruppe treffen) oder kleinere Grüppchen (ein weiterer Nebenplot bis sie auf ihre Gruppe treffen). D.h. ich habe diese ersten Personen, kleine Grüppchen als eigene Nebenplots definiert. Wer die Hirnfresser gelesen hat wird das erkennen. Das ist nicht so einfach machbar, ohne ordentliches Tool. Denn die Zeitleiste macht hier wirklich den Unterschied. Ohne wäre es nur sehr schwer, um nicht zu sagen unmöglich, gewesen.
Und hier erkennt man nun auch was den Nebenplot ausmacht. Jeder Nebenplot bringt einzelne Figuren voran, verbandelt sie mit anderen Figuren, gibt ihnen eine Geschichte. Persönliche Geschichten sind es, die den Leser interessieren. Den Serienleser in jedem Falle. Sie wollen die menschliche Komponente sehen und erleben. Schicksale, Liebe, Hass, Tod, einfach Alles.
Wie habe ich das nun gemacht?
Nun zuerst, wirklich, musste ich meine Figuren erstellen. Von der Chronologie her ist also dieser Artikel zu früh. Diese Figuren habe ich im ersten Status grob skizziert, ein erstes Interview erstellt und dann in meiner Personendatenbank gespeichert. Danach war klar, wer mitspielt. Darauf überlegte ich mir zu welcher Gruppe stecke ich welche Figur. Danach waren die ersten Nebenplots schon fast erstellt. Denn das Treffen auf ihre Gruppe (oder das Bilden der Gruppe) erforderte Geschichten davor. Es ist ja eben nicht die Kasse am Supermarkt, die Figuren stehen da nicht und plötzlich ist die Apokalypse da. Sie haben ein Leben davor gehabt, das einen Weg hatte, der sich nun aber ändert. Daraus resultiert wieder ein Nebenplot je Figur. Nachdem die Figuren für ihre Gruppen feststanden konnte ich den Gruppenplot schreiben, den Nebenplot für die Gruppe. Gekoppelt daran waren die zeitlichen Ereingnisse des Hauptplots, versteht sich. Jede Gruppe hat zuerst einmal ein Ziel, welches ich als Autor kenne, die Gruppe aber erfährt es erst im Laufe der Erzählung. Und dieses Ziel erreichen sie zu einem bestimmten Zeitpunkt, der mit dem Hauptplot abgestimmt ist. Für jeden Nebenplot einer Gruppe habe ich also eine Zeitleiste erstellt und bestimmte Ereignisse daran geknüpft. Nehmen wir die Gruppe Bad Dürkheim. Ihr Ziel war eine Hütte im Wald bei Bad Dürkheim. Auf dem Weg dahin (Startpunkt eines ersten Teils der Gruppe war Heidelberg) finden viele Ereignisse statt. Sie sammeln weitere Figuren ein, bspw. in Mannheim/Ludwigshafen, sie sammeln weitere Figuren ein, bspw. in Bad Dürkheim. Sie rüsten sich aus, … Nachdem der Zeitstrahl fertig war konnte ich die Nebenplots der Figuren erstellen. Nun war klar zu welchem Zeitpunkt sie dem Nebenplot der Gruppe beitreten und damit war klar wann ihr Zeitstrahl in dem der Gruppe aufgeht. Hört sich zuerst einmal irgendwie kompliziert an. Daher eine einfache Skizzierung des Ganzen:
- Erstellen des Hauptplots
- Erstellen der Figuren (grob) des Hauptplots
- Erstellen der Zeitleiste des Hauptplots
- Erstellen des ersten Nebenplots
- Erstellen der Figuren (grob) des ersten Nebenplots
- Erstellen der Zeitleiste des Nebenplots
- Erstellen weiterer Nebenplots (Punkte 4-6) und Verknüpfen mit Haupt-, bzw. Nebenplots
Nur 7 Punkte, wenn das nicht einfach ist. Ich beende damit dieses Thema, zumindest vorrübergehend. Komme aber in weiteren Teilen darauf zurück. Wer sich die Arbeit macht all das zu Erarbeiten, der wird danach auch seine Serie schreiben. Da bin ich mir sicher.